Unser Personalsurvey hatte unter anderem zum Ziel, Erkenntnisse über die Entscheidungskriterien von Pflegekräften bei der Wahl eines Arbeitsplatzes bzw. eines Arbeitgebers zu gewinnen. Um hierüber Aussagen treffen zu können, wurden die Teilnehmer der Befragung gebeten, aus einer Vielzahl an Entscheidungskriterien die fünf Kriterien mit der für sie höchsten Wichtigkeit auszuwählen und entsprechend in einer Rangfolge von Rang 1 (wichtigstes Kriterium) bis Rang 5 zu priorisieren.
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Zentrale Ergebnisse
Ein Gruppenvergleich der Kriterien, die am häufigsten unter den fünf genannten vertreten waren (Top-5-Kriterien), macht deutlich, dass für alle Befragten ein gutes Betriebsklima, eine bessere Bezahlung ihrer Arbeit, ein verlässlicher Dienstplan sowie ein unbefristeter Arbeitsvertrag von zentraler Bedeutung sind.
Personen ohne Leitungsfunktion würden neben einem guten Betriebsklima allen voran einen verlässlichen Dienstplan (63%), bessere Bezahlung (60%) sowie einen unbefristeten Arbeitsvertrag (56%) für ihre Entscheidung für einen Arbeitgeber zugrunde legen. Weitere Entscheidungskriterien sind, Einfluss auf die eigene Arbeitszeit sowie eine gute Ausstattung des Arbeitsplatzes mit Hilfsmitteln (z. B. Hebehilfen, EDV-System).
Betrachtet man die Kriterien aufgrund der Häufigkeit der Nennung auf Rang 1 (wichtigstes Kriterium) wird die Bedeutung eines unbefristeten Arbeitsvertrags deutlich. Wenn dieses Kriterium angegeben wurde, dann häufig als wichtigstes Kriterium (20% der Befragten). Das Kriterium »Verlässlicher Dienstplan« wurde zwar häufig genannt (insgesamt am zweithäufigsten genannt), jedoch seltener auf Rang 1.
Auch den Personen mit Leitungsfunktion ist ein gutes Betriebsklima am wichtigsten (Rang 1; 57,7%). Auf den weiteren Rängen folgen die Kriterien »Bessere Bezahlung« (40,6%), »Klares Aufgabenprofil und geklärte Verantwortlichkeiten« (37,8%), »Unbefristeter Arbeitsvertrag« (35,7%) sowie der Wunsch »Zeit zu haben, neben den täglichen Routineaufgaben, auch die anderen Führungsaufgaben wahrzunehmen« (33,6%). Abgesehen vom guten Betriebsklima liegen die weiteren Top-Kriterien vergleichsweise nah beisammen und sind somit ähnlihc wichtig.
Auszubildende legen die Kriterien eines guten Betriebsklimas (73%), einer besseren Bezahlung (69%), eines verlässlichen Dienstplans (55%), eines unbefristeten Arbeitsvertrags (47%) sowie einer guten Ausstattung ihres Arbeitsplatzes mit Hilfsmitteln (33%) bei der Entscheidung für den Arbeitsplatz bzw. den Arbeitgeber zugrunde. Die Aufstiegsmöglichkeiten sind mit 35% der Nennungen ein weiteres wichtiges Entscheidungskriterium. Mit Ausnahme dieses letztgenannten Aspekts werden die Top-5-Kriterien im Ausbildungsverlauf tendenziell noch wichtiger:
Was ist »Gutes Betriebsklima«?
Die Befragten hatten die Möglichkeit, ihre Bewertungskriterien für ein gutes Betriebsklima näher zu erläutern (»Was ist ein gutes Betriebsklima?«). Die Teilnehmer der Befragung assoziieren dabei mit dem Begriff »Gutes Betriebsklima« Aspekte, die in die Kategorien strukturelle Gegebenheiten, Arbeitsweise sowie zwischenmenschliche Faktoren unterteilt werden können.
Die Kategorie »Strukturelle Gegebenheiten« umfasst Komponenten der Unternehmensstruktur sowie deren erfolgreiche Implementierung in den Arbeitsalltag der Pflegekräfte. Genannt wurden in diesem Kontext u.a. Aspekte wie eine gute Organisation, transparente Strukturen sowie die Förderung von innovativem Denken und Handeln. Hinsichtlich der Arbeitsweise machen die Teilnehmer ein gutes Betriebsklima v.a. an den Kriterien fest, die einen direkten Einfluss auf die Qualität der täglichen Arbeit im jeweiligen Tätigkeitsfeld haben. Dies sind beispielsweise die Zusammenarbeit im Team, gute Kommunikationsstrukturen sowie qualitätsbewusstes Arbeiten.
In der Kategorie »Zwischenmenschliche Faktoren« beschreiben die Teilnehmer grundlegende Werte und Prinzipien, wie beispielsweise Vertrauen, gegenseitige Hilfsbereitschaft und Wertschätzung, die für die Befragten die Basis für ein gutes Betriebsklima darstellen.
Die Zielsetzung der Freitextfrage zum Betriebsklima bestand im Kern jedoch darin, Erkenntnisse darüber zu gewinnnen, wie die Befragten vorgehen würden, um einen Eindruck über »gutes Betriebsklima« zu erlangen und worin diesbezüglich Anhaltspunkte bestehen (»Wie kann gutes Betriebsklima festgestellt werden?«). Um einen Eindruck über die Qualität des Betriebsklimas zu bekommen, würden die Befragten (n=468) v.a. die Möglichkeit von Schnuppertagen zum Probearbeiten bzw. Hospitieren in Anspruch nehmen (50,4%). Ebenso würden sie das Gespräch mit Mitarbeitern, Bewohnern und Angehörigen (38,5%) suchen. Der allgemeine Ruf eines Unternehmens (6,4%) sowie die Bewertung des Arbeitgebers in Foren oder auf Bewertungsseiten im Internet (4,7%) sind für die Befragten dagegen eher selten ein Anhaltspunkt zur Beurteilung des Betriebsklimas.
Hintergrund der Studie: Für den Personalsurvey in der Pflege wurden 2016 im Rahmen des Projektes “Arbeiten und Pflegen” mehr als 1.400 Pflegekräfte befragt. Darunter 512 Auszubildende, 560 Pflegekräfte ohne Leitungsfunktion und 331 Personen mit Leitungsfunktion. Das Ziel der Befragung war, das Suchverhalten von Pflegekräften zu analysieren und die Entscheidungskriterien für einen Arbeitgeber zu identifizieren. Hiermit ist es für Arbeitgeber in der Pflege möglich, Aktivitäten zu planen, die die eigene Attraktivität steigern.
Ein weiterer Schwerpunkt der Studie lag in der Betrachtung von Motivationsgründen, Führungsaufgaben zu übernehmen. Dabei wurden auch Nachteile und Hemmnisse durch und für Führungsaufgaben untersucht.
In der Reihe ist bereits der Artikel Personalsurvey Pflege: Informieren und Suchen erschienen.
Unter #Personalsurvey haben wir auch weitere Aspekte bereits veröffentlicht https://twitter.com/IAO_Pflege – Schauen Sie vorbei.