Die aktuelle Landschaft der Dienstplanungsprogramme wird von regelbasierten Systemen dominiert, die häufig zumindest Optimierungsvorschläge bieten. Einige wenige Softwarelösungen setzen bereits auf Künstliche Intelligenz (KI) bei der Dienstplanungsoptimierung, bei der Algorithmen und historische Daten genutzt werden, um Lösungen zu finden. Jedoch steht noch ein entscheidender Schritt aus: Die Software muss alle relevanten Dimensionen in der Erstellung und Planung einbeziehen. Dies schließt Mitarbeitendenwünsche, Teamdynamik, ökonomische Faktoren und die individuellen Bedürfnisse der Bewohnenden mit ein.
Ein von KI generierter Dienstplan folgt nicht mehr einem starren System, sondern orientiert sich an zeitlichen und inhaltlichen Bedarfen, um eine optimale Versorgung der Bewohnerinnen und Bewohner sicherzustellen. Die Künstliche Intelligenz identifiziert Arbeitsspitzen, reduziert physische und psychische Belastungen bei den Pflegenden und ermöglicht eine zusätzliche Personalplanung. Durch den geschickten Einsatz der verfügbaren Ressourcen bleibt die Pflegequalität auf gleichbleibend hohem Niveau oder kann sogar verbessert werden.
KI als Unterstützer
Die Künstliche Intelligenz bringt eine weitere erhebliche Stärke in die Dienstplanung ein: Sie erarbeitet Lösungsvorschläge für das komplexe Problem der Dienstplanung. Unterschiedliche Optimierungsansätze wie Wirtschaftlichkeit, Sicherstellung der Versorgung, Aspekte des Arbeitsschutzes, Zufriedenheit der Bewohnenden sowie Mitarbeitenden bilden Zielkonflikte. Dabei nutzt die KI eine Vielzahl der ihr zur Verfügung gestellten Informationen und übertrifft in Geschwindigkeit und Präzision oft die menschlichen Dienstplanenden [1]. Voraussetzung dafür ist, dass die notwendigen Informationen vorhanden sind. Indem die Technologie eine Zusammenarbeit zwischen der planenden Person und der KI ermöglicht, fließt das implizite Wissen des Planenden ein und führt zu noch besseren Lösungen.
Fairness und Zusammenarbeit
Die gefühlte Gerechtigkeit ist ein zentraler Aspekt bei der Dienstplanung. Die KI kann zur gefühlten Fairness beitragen, indem sie zusätzliche Informationen bereitstellt und transparente Entscheidungen sowie Vorschläge kommuniziert [2]. Mitarbeitende haben die Möglichkeit zur Mitbestimmung, ihre Wünsche werden berücksichtigt und das Gefühl der Benachteiligung wird minimiert.
Durch den Einsatz von Technologien in der täglichen Planung werden Abläufe und Personalbedarfe flexibler gestaltet. Die Technologien erkennen aktuelle Situationen und versorgen Personen wie Dienstplanende und Pflegekräfte mit relevanten Informationen, um effektiv reagieren zu können. Die automatisierte Dienstplanerstellung entlastet die Planenden zeitlich, ermöglicht ein effizientes Ressourcenmanagement und fördert eine reibungslose Zusammenarbeit im Pflegeteam.
Und im ambulanten Bereich?
Nicht nur im stationären Bereich, sondern auch im ambulanten Pflegedienst zeigt die KI ihre Fähigkeiten. Hier optimiert sie nicht nur basierend auf Mitarbeitenden- und Kundenwünschen sowie Qualifikationen und Kompetenzen, sondern berücksichtigt Wegzeiten, optimierte Touren und agilere Dienstleistungen. Das Ergebnis sind sinnvoll gestaltete Routen, die das Beste aus allen Bereichen vereinen.
Die FuCaSe-Studie
In unserer FuCaSe-Studie beschreiben wir, wie ein solches Szenario aussehen kann. Zudem zeigen wir weitere Potentiale auf und leiten Handlungsempfehlungen ab [3]. In Bezug auf die erforderlichen Daten und Technologien beispielsweise:
- Bewohnendenwünsche müssen strukturiert aufgenommen und im System hinterlegt werden, ebenso die Qualifikationen, Kompetenzen, Wünsche und Vorlieben der Mitarbeitenden. Das implizite Wissen der Planenden muss ebenfalls integriert werden.
- Die Einführung einer KI-gestützten Dienst- und Tourenplanung ist kein Selbstzweck. Durch den Einsatz sollen Arbeitsspitzen besser abgedeckt werden können, um beispielsweise das Holen aus dem Frei zu verringern. Die Pflegequalität steigt durch die bessere Orientierung an den Bewohnerbedarfen, weshalb die Technologie über die Pflegesätze refinanziert werden sollten.
- Die KI ist hier nicht als eine entscheidende Instanz zu sehen, sondern lediglich als vorschlagendes Medium. Die Entscheidungen und die Verantwortung müssen bei den Personen wie den Planenden selbst verbleiben.
Die FuCaSe-Studie können Sie hier kostenfrei herunterladen: https://pflege.iao.fraunhofer.de/fucase-chancen-und-potenziale-von-new-work-in-der-altenpflege/
[1] Memmert, L.; Bittner, E. A. C. (2022): Complex Problem Solving through Human-AI Collaboration: Literature Review on Research Contexts. In: Proceedings of the 55th Hawaii International Conference on System Sciences 2022, 378-387.
https://www.researchgate.net/profile/LucasMemmert/publication/357537952_Complex_Problem_Solving_through_HumanAI_Collaboration_Literature_Review_on_Research_Contexts/links/61d32fbada5d105e5519136f/Complex-Problem-Solving-through-Human-AI-Collaboration-Literature-Review-on-Research-Contexts.pdf
[2] Uhde, A.; Schlicker, N.; Wallach, D. P.; Hassenzahl, M. (2020): Fairness and Decision-making in Collaborative Shift Scheduling Systems. CHI ’20, April 25–30, 2020, Honolulu, HI, USA. Paper 527. http://dx.doi.org/10.1145/3313831.3376656
[3] Gaugisch, P.; Risch, B.; Stolze, D.; Strunck, S. (2023): Future Care and Services – Attraktive und adaptive Pflege. Chancen und Potenziale von New Work in der Altenhilfe. http://dx.doi.org/10.24406/publica-1483